Entdecken Sie unsere Materialien, Techniken und Details.
Das tragende Skelett des Hauses wurde in Holzrahmenbauweise realisiert, komplett am Computer geplant und im Sägewerk abgebunden, wodurch das Haus in nur fünf Tagen wetterfest errichtet werden konnte. Die vorgefertigten Bodenelementen (bestehend aus wetterfesten Zementfaserplatten, ausgedämmter Balkenlage und abschließender ESB-Platte) und die massiven Holzelemente für das Dach und die Decke, ermöglichten ein schnelles Aufrichten und sorgen für sehr hohen Wohnkomfort. Vor allem die CLT Dachboxen von Best Wood Schneider überzeugen mit ihren fertigen Deckenoberflächen.
Für das Fundament von Wohnhaus und Garage wird komplett auf den Baustoff Beton verzichtet, da dieser Baustoff für die meisten CO2-Emissionen im Bausektor verantwortlich ist. Stattdessen ruht das Haus auf 27 Schraubfundamenten aus verzinktem Stahl, die bis zu 3,5m tief im Boden verankert sind. Darüber wurden Stahl-T- Träger angebracht, die als Streifenfundamente dienen. Erstaunlich ist, dass das komplette Fundament, auseinander gebaut, mit einem einzigen LKW transportiert werden kann. Außerdem kann das Fundament zu 100% recycelt werden und hinterlässt nahezu keine Spuren im Baugrund.
Die Boden-Deckel-Schalung aus Fichtenholz des Welzheimer Waldes zitiert die umliegenden Scheunen in diesem Teil des Dorfes. Wenn die unbehandelte Fassade in einigen Jahren vergraut ist, wird sie sich gut in das Ortsbild einpassen. Als Deckelschalung wurden Schwartenbretter gewählt. Dieses „Abfall“-Holz ist deutlich günstiger als sonst übliche Schalungsbretter. Um nicht von Schadinsekten befallen zu werden, wurde jedes einzelne Brett von Rinde befreit und abgeschliffen. Dadurch entstand ein natürliches Erscheinungsbild, dass entfernt an eine Almhütte oder ein Forsthaus erinnert und sich sehr gut in die ländliche Umgebung einpasst.
Im ganzen Haus wurde auf wenig Technik, kurze Wege und wenig bearbeitete Oberflächen geachtet, wodurch trotz der hohen Materialpreise ein finanzierbares Haus realisiert werden konnte. Aus diesem Grund weist das Haus eine sehr kompakte Bauform auf, die auf alles Unnötige verzichtet. Als Heizung dient ein Holzofen in Form eines Speicherofens gebaut nach dem Prinzip einer Hypokauste. Dieser ist über beide Stockwerke gebaut und beheizt damit das ganze Haus, wenn die Sonnenwärme in Wintertagen nicht ausreichen sollte. Das Warmwasser wird durch eine Warmwasser-Wärmepumpe erzeugt, die im OG steht, dort die Luft ansaugt und dieses Stockwerk zusätzlich kühlt.
Gewachsen auf der anderen Straßenseite des Baugrundstücks, bietet dieser regionale Dämmstoff eine unschlagbar gute Ökobilanz, bei einem Transportweg von unter 500 Metern. Stroh ist ein sehr günstiges und leicht erhältliches Baumaterial, das oft als Abfallprodukt in der Landwirtschaft anfällt. Zudem ist Stroh ein „soziales“ Material, da vom Feld bis in die Wand sehr viele helfende Hände nötig waren, von den Landwirten bis hin zu den Bauhelfern. Bei richtiger Verarbeitung erreicht Stroh sehr gute Dämmwerte, einen sicheren Brandschutz und ist nicht anfälliger für Nagetiere als andere Dämmstoffe. Von außen ist das Stroh durch Holzweichfaserplatten (6cm) und von innen durch eine dicke Lehmschicht (mind. 3cm) geschützt.
Alle statisch relevanten Bauteile (außer das Fundament) sind aus Holz realisiert. Außerdem findet sich Holz in den ESB-Platten der Bodenelemente, in den Weichfaserplatten der Gebäudehülle sowie in den Elka-Dreischichtplatten, die als Beplankung der Innenwände dienen. Diese werden voraussichtlich mit der aus Skandinavien kommenden Technik des Laugen und Seitens endbehandelt und kommen somit ohne klassische Holzschutzmittel aus. Wo möglich wurde Massivholz verbaut, das lokal aus dem Welzheimer Wald kommt. Ebenso ist die Fassade und deren Unterkonstruktion aus regionalem Fichtenholz hergestellt.
Lehm ist ein Baumaterial, das sich schon seit Jahrtausenden bewährt hat und eignet sich wunderbar für das naturorientierte Bauprojekt. Seine hohe Dichte bringt viel Speichermasse ins Haus (mehr als 20 Tonnen). Der Lehm reguliert die Luftfeuchte im Raum, säubert die Luft von Schadstoffen und Gerüchen und seine leichte Verfügbarkeit macht es zu einem bauökologsisch idealen Material. Zumal es sehr gut in Eigenleistung verarbeitet werden kann. In Kombination mit Stroh bietet Lehm den Vorteil, dass aus beiden eine direkte Verbindung aus Dämmung und Wandputz entsteht, wodurch die Feuchtigkeit in beide Richtungen diffundieren kann, ohne die Bausubstanz zu gefährden.
Als Dämmung für Dach, Boden und die Zwischenwände im Hausinneren wurde Hanf gewählt. Dieser Dämmstoff bietet einen sehr guten sommerlichen Hitzeschutz, ist schimmelresistent und kann zudem sehr gut Schall dämmen. Ökologisch von Vorteil ist, dass Hanf eine sehr effiziente Ackerpflanze ist, die ohne künstliche Dünger und Pestizide auskommt und zudem große Mengen an CO2 speichern kann. Dem Hanf zugemischt ist ein Teil Jute aus alten Säcken für Kakaobohnen, ein Upcycling-Produkt, aus der Schokoladenproduktion.
An allen Seiten des Hauses wurden diverse Nisthilfen für Tiere angebracht. Ob Schwalbe, Mauersegler, Star, Meise oder Fledermaus. Für alle ist eine passende Nische eingerichtet, denn oft fehlen in der Nähe von Neubauten die nötigen Rückzugsräume für Tiere. Zudem wird auf dem Flachdach über der Garage ein extensives Gründach
angelegt. Dies sind beides einfache Lösungen für Naturschutz im Kleinen.
Ein alter Baum als Stütze für das Carport, dient den Kindern als wilder Kletterbaum. Gesammeltes Totholz aus dem Wald bekommt an vielen Stellen im Haus einen neuen Nutzen. Ob als Handlauf an der Treppe, als Kleiderhaken im Bad oder als Aufhängung für Deckenlampen.
Richtung Süden und Westen bieten große Sitzfenster schöne Ausblicke in die weite Landschaft. Ein ganz besonderer Platz ist hierbei das große Sitzfenster am Esstisch, das einem fast das Gefühl verleiht, draußen zu essen. Diese Nähe zur umliegenden Natur und die verschwimmenden Grenzen zwischen Innen und Außen sind ebenfalls Teil des Hauskonzeptes. Die vielen Fensterflächen lassen viel Licht und Wärme ins Haus, wodurch im Winter weniger geheizt werden muss.
Neben der schlichten Raumabtrennung haben zwei Wände im Haus noch weitere Aufgaben: Die zentrale Fachwerkwand im EG in Sichtoptik dient als massiver Wärmespeicher. Im OG wurde die Wand des Musikzimmers bewusst um 5° gedreht, um die Akustik des Raumes zu verbessern und gleichzeitig den Raum auf den weiten Ausblick zu fokussieren.
An vielen Stellen wurden Secondhand-Bauprodukte verwendet. Die Dachziegel waren schon
mehr als 10 Jahre auf einem Dach im Hohenlohischen und sehen trotzdem wie neu aus. Auch Treppe und Küche
bekommen eine zweite Chance, nachdem sie beim Vorbesitzer ausgemustert wurden. Einige Restposten an Klebebändern, Schrauben und weiterem Verbrauchsmaterial, das bei anderen Bauherren übrig geblieben ist, sowie die komplette Badkeramik wurden über das Internet ausfindig gemacht und eingekauft.